Reise zu den Münchner Clubhäusern

«Die Schweizer kommen!» – Mit diesen herzlichen Worten wurden Peter Hofmann und Sandra Baschnagel in Deutschland empfangen, um Inspiration zu sammeln und vom Clubhaus-Alltag zu lernen.

Sonntag, 27. Juli 2025

Nach unserer Ankunft am Münchner Hauptbahnhof gegen Mittag bahnten wir uns einen Weg durch das Menschengewühl zur S6. Diese brachte uns in gut einer halben Stunde nach Gauting in Richtung Starnberger See. Leider regnete es bei unserer Ankunft in Strömen, was uns zu einer unfreiwilligen Pause auf einem Privatgrundstück zwang, bevor wir unsere moderne, saubere und preisgünstige Unterkunft im Institut für Jugendarbeit und Bildung des Bayerischen Jugendrings erreichten. Die alten Bäume auf dem Gelände verleihen der Umgebung einen ländlichen Charakter.

In Gauting gibt es ein Kino, zwei Kirchen und zu unserer Überraschung sowohl ein indisches als auch ein griechisches Restaurant. Natürlich haben wir beide ausprobiert: Am Sonntagabend genossen wir Hähnchen in einer Curry-Kokossahne und am Montagabend erfreuten wir uns an kalten und warmen griechischen Köstlichkeiten. Wir waren zu dritt unterwegs, da uns Julia vom Ammersee begleitete. Peter hatte sie ein Jahr zuvor bei einem Kurs in Transpersonaler Prozessarbeit in Stein am Rhein kennengelernt.

Montag, 28. Juli 2025

Kurz nach acht Uhr fuhren wir mit der S6 und der U2 zum Bahnhof Giesing und gingen von dort zu Fuss zum Clubhaus Schwalbennest. Die vielen Auszubildenden und Schüler in der S-Bahn waren ein klares Zeichen dafür, dass in München die Schulferien noch nicht begonnen hatten. Bayern ist eines der Bundesländer, in denen die Ferien sehr spät, erst Ende Juli, anfangen.

Im Schwalbennest wurden wir herzlich mit den Worten "Die Schweizer kommen!" empfangen. Die tägliche Aufgabenverteilung war spannend zu beobachten: Nach einem anfänglich lockeren Beisammensein ging es plötzlich zügig los. Kaum hatten wir uns vorgestellt, wurden wir den Arbeitsbereichen Büro und Küche zugeteilt. Im Büro half ich unter anderem bei der Berechnung der Menüpreise für einen ganzen Monat, die sich je nach vegetarischem oder Fleisch-/Fischgericht auf 2,80 € bis 3,20 € belaufen. Ich war beeindruckt, wie selbstverständlich jedes Mitglied in seinem Bereich anpackte. Auf die Frage "Hilft noch jemand mit?" gingen sofort Hände hoch – statt Diskussionen herrscht hier das Prinzip der Freiwilligkeit.

Ein zentraler Punkt unseres Besuchs war ein Interview mit anschliessendem Fotoshooting. Vera, die Leiterin des Clubhauses, lud mich in ihr Büro ein, um mich zu interviewen. Das Mitglied Ute war ebenfalls anwesend, und im Gespräch entwickelte sich schnell eine vertraute Atmosphäre. Besonders interessant für die "Schwalben" war, wie ich auf die Clubhaus-Idee aufmerksam geworden war. Beeindruckend war, dass die Bürotür der Leitung während des gesamten Gesprächs offenstand. Vorbeigehende wurden herzlich eingeladen, sich am Austausch zu beteiligen, sodass wir am Ende zu siebt waren.

Als Belohnung für den intensiven Arbeitsmorgen gab es ein festliches Mittagessen. Es wurden über 20 Essen ausgegeben: Lachs mit Gemüse (Karotten-Zucchini mit Country-Kartoffeln), wobei Peter unter anderem beim Schnippeln der Karotten half. Ein Mitglied feierte seinen 65. Geburtstag und spendierte allen drei Kugeln Eis. Unsere Idee, den Nachmittag am Starnberger See zu verbringen, fiel sprichwörtlich ins Wasser, sodass wir uns in unserer Unterkunft erholten.

Dienstag, 29. Juli 2025

Mit Sack und Pack fuhren wir kurz nach acht Uhr mit der S6 und U1 zum Clubhaus München Giesing (CMG). Die Begrüssung war wieder sehr herzlich. Dieses kleinere und etwas jüngere Clubhaus strahlt eine ganz eigene Lebendigkeit aus, was schon im Empfangsbereich mit seiner gemütlichen Leseecke und einem Aquarium deutlich wird. Ich reinigte gemeinsam mit einem Mitglied das Getränkelager, während Peter sich mit dem Leiter Marco über Betriebsführung austauschte. Gemeinsam entwickelten sie eine Strategie zur Mittelbeschaffung für das erste Clubhaus in der Schweiz. In beiden Clubhäusern, dem Schwalbennest wie dem CMG, wurde das Prinzip der Zusammenarbeit "auf Augenhöhe" sehr deutlich: Die Tagesleitung wurde jeweils von einem Mitglied und nicht von der angestellten Leitung übernommen.

Besuch im Sozialpsychiatrischen Zentrum München (SPZ)

Nach dem feinen Essen im Clubhaus besuchten wir mit Marco das PARITÄTISCHE Sozialpsychiatrische Zentrum München gGmbH (SPZ). Diese Einrichtung bietet Menschen mit psychischen Erkrankungen ein zu Hause auf Zeit mit Beratung, Betreuung und tagesstrukturierenden Angeboten. Wir erhielten eine Führung durch die Direktorin Andrea. Das 2022 neu errichtete Gebäude an der Agilolfingerstraße 1 verfügt über 88 Zimmer auf drei Stockwerken, Ergotherapieräume, eine Werkstatt sowie eine grosse Küche mit Speisesaal. Die Trägergesellschaft wurde ursprünglich 1924 als Wohlfahrtsgesellschaft für ledige Mütter gegründet.

Nach dieser dritten und letzten Führung waren wir müde. Und so machten wir uns, reich an Eindrücken und mit den Herzen voller Wärme, auf den Heimweg ins Glarnerland. Die Reise hat uns für die kommenden Etappen unseres Projekts fest gestärkt und ermutigt.